Tierärzte dürfen vielen Patienten nicht mehr helfen
„Wir werden zusehen müssen, wie Tiere leiden und auch sterben“, sagt unser Tierärzte-Team der Tierklinik Neustädter Bucht. Der Grund: Der Einsatz von wichtigen Antibiotika-Präparaten, oft die einzige Chance, ein Tierleben zu retten, soll verboten werden. Tierärzte, Veterinärverbände und inzwischen auch viele Tierhalter, wehren sich gegen den Plan der EU.
Schon Mitte September soll das Europäische Parlament den Beschluss fassen. Die Vorlage liegt auf dem Tisch. Hintergrund ist die Reduzierung des Einsatzes von Antibiotika in der Nutztierhaltung. Verboten werden sollen die Antibiotika aber auch für die Behandlung von Haustieren. Hier macht man keinen Unterschied.
Dass unsere Patienten Familienmitglieder sind, dass es Tiere sind, die niemals in die Nahrungskette gelangen, spielt offenbar keine Rolle. Nur fünf Prozent der Antibiotika-Resistenzen sind überhaupt auf den tierischen Bereich zurückzuführen, so der Bundesverband praktizierender Tierärzte – Nutztiere eingeschlossen.
Schwere Lungenentzündungen bei Hunden und Katzen, bakterielle Infektionen bei Kaninchen oder Meerschweinchen… zum Beispiel. Hier sind wir dringend auf die Antibiotika angewiesen, um unseren Patienten helfen zu können. Das Team unserer Tierklinik stehen nicht allein.
Der Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt) erklärt auf seiner Internetseite ausführlich, was den Tierhaltern droht und hat eine Online-Petition gestartet, um den Beschluss zu verhindern. Noch bis zum 8. September kann jeder unterschreiben.
Wichtig zu wissen: Schon heute werden Antibiotika in der Tiermedizin nicht leichtfertig eingesetzt. Die Tierärzte gehen sehr sorgsam mit Antibiotika um. Um bestimmte Präparate überhaupt anwenden zu dürfen, müssen Tierärzte zunächst eine mikrobiologische Laboruntersuchung veranlassen. Werden die Bakterien definitiv nachgewiesen und sprechen die Keime auf die vorgesehenen Medikamente an, dürfen die Mittel dagegen eingesetzt werden. Erst dann. Ausschlaggebend für den Behandlungserfolg ist vor allem, dass die Antibiotika streng nach tierärztlicher Verordnung eingegeben werden, also die Behandlung nicht frühzeitig abgebrochen wird, wenn es dem Tier vielleicht besser geht.
In Zukunft gefährdet der EU-Beschluss nicht nur die Tiere. Einige der bakteriellen Erkrankungen der Tiere, die bisher antibiotisch versorgt werden durften, sind auf Menschen übertragbar. Ist die Versorgung der Tiere nicht mehr möglich, kann das auch gefährlich für die Tierhalter werden.